Woran merkt man, dass
man eine Zöliakie hat? Ein Kind mit Zöliakie wächst nicht mehr richtig und nimmt
nicht ausreichend an Gewicht zu.
Manche Kinder haben Bauchschmerzen,
Durchfall oder Blähungen. Diese
typischen Anzeichen können aber auch fehlen. Die Kinder sind dann vielleicht
nur ein wenig blass und werden schneller müde als Gleichaltrige.
Was passiert bei Zöliakie im Körper?
Bei Menschen mit Zöliakie löst
ein bestimmter Getreidebestandteil, das so
genannte Klebereiweiß oder Gluten,
eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut aus.
Dadurch sterben allmählich Millionen von Dünndarmzotten
ab .
Diese Dünndarmzotten brauchen
wir, um lebenswichtige Nahrungsbestandteile zu verdauen und aufzunehmen. Werden
sie zerstört, treten Mangelzuständen auf. Weizen,
Dinkel, Grünkern, Roggen, Gerste und Hafer enthalten Gluten und
dürfen deshalb auf keinen Fall gegessen werden, auch nicht
als Mehl!
Bleibt die Krankheit unerkannt oder wird die Diät aus einem anderen Grund nicht
eingehalten, besteht die Gefahr, dass zusätzlich weitere Krankheiten
auftreten, z.B. eine Entzündung
der Schilddrüse oder sogar Krebs.
Wie kann der Arzt die Krankheit feststellen?
Zunächst einmal schöpft der Kinderarzt Verdacht,
wenn ein Kind plötzlich nicht mehr richtig wächst, kaum zunimmt oder über
Bauchschmerzen und Durchfälle klagt. Eventuell hat er auch schon Blut
abgenommen und festgestellt, dass eine Blutarmut oder ein Eisenmangel besteht.
Der Arzt wird dann eine spezielle Blutuntersuchung veranlassen, mit der so
genannte Antikörper gegen Dünndarmschleimhaut
nachgewiesen werden können. Diese Untersuchung ist leider nicht bei allen
Kindern aussagekräftig.
Bestätigt die Blutuntersuchung den Zöliakie-Verdacht, muss
Dünndarmschleimhaut unter dem Mikroskop untersucht
werden, um ganz sicher zu gehen, dass die Erkrankung auch wirklich vorliegt.
Denn wer will schon freiwillig auf Brezeln, Spaghetti
oder Kuchen verzichten?
Um die Dünndarmschleimhaut zu untersuchen, führt der Arzt eine
Dünndarmspiegelung durch.
Dazu schiebt er einem dünnen Schlauch
mit einer kleinen Lampe durch den Rachen bis in den dünndarm vor. Das geschieht
unter örtlicher Betäubung oder manchmal Narkose. Durch den Schaluch kann der
Arzt die Dünndarmschleimhaut anschauen und möglicherweise direkt erkennen,
ob sie geschädigt ist.
Auf jeden Fall muss er ein kleines Stück Schleimhaut
mit einer Minizange abzwicken und anschließend untersuchen
Um sicher zu sein, dass die Diät anschlägt,
wird der Kinderarzt seinen Patienten regelmäßig messen und
wiegen.
Erholt sich der Darm
unter der Diät hat das Kind kein Bauchweh mehr, wächst
wieder und nimmt an Gewicht zu.
Nach einer gewissen Zeit wird der Arzt noch
einmal Blut abnehmen, um zu sehen ob die Eisenspeicher im Körper wieder
aufgefüllt
und ob die Antikörper gegen die Dünndarmschleimhaut aus dem Blut
verschwunden sind.
Er kann so auch feststellen, ob Du die Diät wirklich
eingehalten hast.
Ist Zöliakie eine schlimme Krankheit?
Die Zöliakie ist eine Krankheit, bei der man
eine sehr strenge Diät das ganze Leben lang einhalten muss.
Ein
paar Deiner Lieblingsspeisen wirst Du in Zukunft also nicht mehr essen dürfen.
Das
ist eine riesige Umstellung, und viele Nahrungsmittel schmecken ohne Weizenmehl
einfach nicht so lecker. Trotzdem lohnt es sich die Diät einzuhalten,
denn so wirst Du wieder ganz beschwerdefrei und
das ohne lästige Medikamente
oder ständige Krankenhausaufenthalte!
Mit der Zeit wirst Du auch herausfinden,
welche glutenfreien Lebensmittel Dir besonders gut schmecken und Du wirst bestimmt
viele neue Leckereien entdecken.
Kann ich wieder ganz gesund werden?
Nein.
Die Krankheit bleibt lebenslang bestehen, und die
Diät muss dauerhaft eingehalten werden. Die Zöliakie ist eine chronische
Krankheit.
Was darf ich nicht essen, und wie streng
muss ich die Diät einhalten?
Es reicht nicht, nur auf Mehl, Brot und Nudeln zu verzichten.
Schon winzigste Mengen an Gluten können
Beschwerden und eine Zerstörung
der Dünndarmschelimhaut hervorrufen. Gluten darf auf Deinem Speiseplan überhaupt
nicht vorkommen.
Unbehandelte Nahrungsmittel wie Obst oder Gemüse kannst
Du bedenkenlos essen. Glutenfrei sind auch Mais, Reis, Hirse,
Quinoa und Buchweizen. Viele asiatische Gerichte sind ebenfalls glutenfrei,
aber Vorsicht mit der Sojasoße, da ist manchmal welches drin.
Du siehst, es gibt
jede Menge zu entdecken! Glutenfreie Nudeln schmecken sehr gut und bei Kuchen
und Plätzchen wirst Du bestimmt keinen Unterschied merken. Vorsicht!
Gluten kann in vielen Nahrungsmitteln vorkommen!Häufig
sind Fertigprodukte wie Suppen oder Soßen glutenhaltig, aber auch bestimmte
Sorten von Joghurt, Eis oder sogar Gummibärchen. Deshalb ist es wichtig
herauszufinden, welche Lebensmittel für Dich ungefährlich sind. Das
erfordert richtige Detektivarbeit!
Dabei hast Du verschiedene Hilfsmittel zur
Verfügung:
1. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft
ist eine Selbsthilfegruppe, die einmal im Jahr
ein Buch heraus gibt, in dem alle glutenfreien Produkte aufgelistet sind. Alles
was da drin steht ist für Dich okay.
2. In
Europa müssen seit 2005 Nahrungsmittelbestandteile, die häufig
Unverträglichkeiten auslösen, auf der Verpackung
angegeben werden. Dadurch ist das Einkaufen für Allergiker und Patienten
mit Zöliakie viel einfacher
geworden. Trotzdem können noch Lebensmittel
ohne Kennzeichnung in den Regalen stehen, also Vorsicht!
Am Anfang solltest Du zusammen mit Deinen Eltern
entscheiden, ob ein Nahrungsmittel für Dich verträglich ist, oder
nicht.
3. Im Zweifel kannst Du Dich auch per Email oder
Telefon an die Hersteller wenden. Normalerweise bekommt man schnell und unkompliziert
Auskunft. Spezielle glutenfreie Lebensmittel wie Backmischungen, Brötchen, Brezeln und Kekse
gibt es in Reformhäusern und im Versandhandel.
Mittlerweile haben aber
auch schon viele „normale“ Lebensmittel- oder Drogeriemärkte
ein recht gutes glutenfreies Sortiment und das Angebot wird ständig größer.
Sie tragen als Kennzeichen die durchgestrichene Ähre.
Was passiert, wenn ich meine Diät nicht einhalte?
Wenn Du die Diät
nicht ganz genau einhältst, wird in jedem Fall Dein Dünndarm geschädigt.
Die Dünndarmzotten entzünden sich, verschwinden mit der Zeit und
können wichtige Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr richtig aufnehmen.
Es besteht die Gefahr, dass zusätzliche Krankheiten auftreten,
wie zum Beispiel eine entzündung der Schilddrüse
oder sogar Krebs.
Ein Teil der betroffenen Kinder merkt, wenn sie etwas Unerlaubtes
gegessen haben. Sie bekommen dann Durchfall, Bauchkrämpfe, Blähungen
oder Gliederschmerzen.
Aber auch bei den Kindern, die gar nichts spüren, werden Dünndarmzotten
zerstört.
Kann ich zu Geburtstagsfeiern gehen und ins Landschulheim
fahren?Was muss ich dabei beachten?
Wenn Du zu Geburtstagsfeiern
gehst, solltest Du immer gut vorbereitet sein. Das heißt: erkundige Dich
am besten vorher, wie das Fest abläuft und was es zu essen gibt. Nimm
dann für Dich
glutenfreies Essen (Kuchen, Muffins, Würstchen, Brot) zu der Feier mit,
damit Du nicht daneben sitzt, während die anderen schlemmen.
Wenn Deine
Freunde über Deine Krankheit Bescheid wissen, werden Sie vielleicht Rücksicht
auf Dich nehmen und Speisen anbieten, die Du auch essen kannst.
Steht ein Landschulheimaufenthalt
an, solltest Du schon sehr früh den organisierenden Lehrer darüber
zu informieren, dass Du eine spezielle Kost benötigst. Nur so kann dies
bei der Auswahl des Landschulheimes berücksichtigt werden. Bestehen Zweifel
darüber, ob Deine Diät dort eingehalten werden kann, sollten Deine
Eltern mit dem Koch oder der Leitung des Landschulheimes sprechen.
Bestimmte
Lebensmittel wie Brot, Nudeln, Pizzaböden kannst Du evtl. selber mitbringen.
Wenn Ihr ganz sicher gehen wollt, dass nichts schief geht, kann auch ein Elternteil
als Betreuer ins Landschulheim mitfahren.